Rede an der Museumsnacht Bern 2018

Anlässlich der Museumsnacht Bern vom 16.3.2018 durfte ich beim Redenslam im Polit-Forum Bern im Käfigturm eine 4-Minuten-Rede halten. Das Thema war «Was nützt Glauben – wenn überhaupt?» und als Freidenker habe ich natürlich das aktuelle Thema der Verbandelung von Staat und Kirche gewählt. Denn die Berner Politik tut sich schwer daran, Abmachungen aus dem Jahr 1804 zu hinterfragen. Hier also mein Text:

Ig verzeue euch hüt e Gschicht über Gschichte, Gwalt und Macht. Und Vernunft.

Vor langer, langer Zyt …
Da het’s no kes Färnseh oder Handy gäh, kei Twitter und keini #FakeNews.
Da hei Weinigi öppis gwüsst und die meischte Mönsche hei eifach Gschichte verzeut, vom ghöresäge. Da het‘s viu spannendi, truurigi und ou absurdi Gschichte gäh.

Und Einigi wo damals hei chönne schribe hei ufgschribe uf Papyrus und Pergament:
Gschichte wo verzellt si worde, vo öpperem wo het gseit, dass er heigi ghört, vo Gschichte wo eine het verzeut wo heigi ghört … und so witer.
Die und Anderi hei us dene Gschichte später schöni dicki Büecher zämegstellt.

Und denn hets söttig gäh, die hei de Mönsche us däm Gschichte-Buech verzellt,
das sige gueti Gschichte, es sigi d’Wahrheit, und me söll das jitz gloube, und brav folge.
Denn landi me de imene Paradies.
Und wills damals viune Lüt dräckig isch gange het das natürlich sehr verlockend tönt.

D’Marketinchefs vo däm Gschichte-Verein hei hingerdüre koordiniert:
Si hei d’Produkt optimiert,
si hei Promotione planet, so mit Feschtli und riesigem Tamtam.
si hei Prise definiert, für dieses und jenes,
si hei Gäld iitribe und Immobilie gsammlet,
s’isch guet gloffe und der Lade het brummt.

Doch einigi Chefs vo däm Verein hei no meh wöue!
I somene Fall cha me denn einersits ds‘Vertriebsgebiet vergrössere. Und me cha anderersits der Marktanteil steigere. Am beschte macht me beides!

Aber: Mönsche vom‘ene mittelmässige Produkt ohni praktische Zuesatznutze z’überzüge isch relativ schwierig.

Drum het me e chlii müesse nachehälfe:
Me het die nonid-Kunde (dr Fachbegriff derfür heisst Ketzer) abegmacht oder se grad zum Tüüfu gjagt. Und de het me‘ne ou grad dr ganzi Besitz wäg gnoh.

Und wenn me grad e guete Louf het gha mit dene Bekehrige zum eigene Produkt, het me Profi-Inquisitöre nachegschickt. Die hei denn die volli Party gschmisse:
Me het schlächti Konsumente (immerno Fachbegriff Ketzer) bedroht, gschlaage
oder ou gärn e chli verstümmlet oder a d‘s Füür ghäbt,
oder mängisch mitere Vergwaltigung nacheghulfe, #meetoo,
me het ou loufend neui Methode entwicklet wie Waterboarding oder die iserni Jungfrau (so e Chnoblipress mit Spitze, einfach für e Mönsch).
Es git Museen wo me das Wärchzug cha go aaluege, für d’Museumsnacht hani aber grad kei Empfählig.

Das mit em Aazünde het me übrigens ou gärn mit Froue gmacht, wo us Chrütli hei Hueschtesirup gchochet, oder ähnlich bösi Sache.
1782 het me ir Schweiz die letzti Häx hingerichtet.
Sie het eigentlich gar nüt gmacht, aber es isch grad gäbig gange. Und me het ja gloubt, das es irgend öppisem hilt. Es het insofern ghulfe, dass dä Verein i üsere Gägend zu dere Zyt ufene offizielle Marktanteil vo 100% isch cho. Respekt!

I dene rund 1800 Jahr het also dä Verein zämeghamschteret was er het chönne:
Gäld, Ländereie, Immobilie … alles mögliche und unmögliche isch zämecho,
riesigi Türm het me bout, Kathedrale
exzessivi Läbensstil het me fröhnt,
und alles mit der eigene Immunität und ere zwägbogene Rächtsprächig.

Nur 22 Jahr nach dere letschte Häx – dir merkets, mir si scho fasch ir Gägewart, im 1804 – het dä Gschichte-Verein es Problem im Kanton Bern:
Der Lade louft schlächt, ds’Gälditriibe harzt,
d‘Chöle länge nüm so wit und d‘ Chefs si drum verkrachet.

Da gits e Lösig: Dä Verein, d‘Berner Chirche, überschribt em Kanton Bern ihri Pfründ. Derfür zahlt dr Kanton de Pfaffe e rächte Lohn.
Das isch so und das bliibt so.
Bis hüt, 214 Jahr später, zahle mir witer, 70 Millione Fränkli Jahr für Jahr.
Das isch so und das bliibt so. Das isch hüt Gsetz.
Und das finde ig falsch.

Und wenn mir scho bim zahle si:
Hesch e Firma? De cha dis Gschäft ou no grad e Ablass a d’Chirche zahle. D’Stüürverwaltig macht ds‘Inkasso. Jahr für Jahr.
Das isch so und das bliibt so. Das isch Gsetz.
Und das finde ig falsch.

Und wenn mir scho bim hüt si:
Hüt hei mir Ethik, Vernunft und Verstand,
mir hei Uufklärig und Mönscherächt, Gliichberächtigung,
mir hei Fortschritt und e guete Lebensstandard,
mir hei Selbstbestimmig und Freiheite,
mir dörfe hüt sogar säuber Hueschtesirup choche.

Mir hei Wärte!

Söttigi Wärte si nid öppe christlich, nei!
Die Wärte si mönschlich, weltlich, universell.
Die Wärte hei mir hüt zum grosse Teil gäge Wille vo der Chirche und ihr‘ne Chefs.
Und das freut mi, und ig hoffe das freut alli hie!

Und übrigens:
Dä Verein het hüt kei Marktanteil meh vo 100%, wahrschiinlich nid‘Mal meh 50%,
Tendänz isch witer sinkend.
D’Mönsche sind äbe doch nid blöd!
Sie hei Vernunft, sie hei Verstand.
Und das setzt sich schliesslich doch no düre.

Danke.

Das Video vom Anlass und der Rede findet sich hier:  https://www.youtube.com/watch?v=yitG7e93J0A&t=16m22s

Gerne möchte ich hier noch auf den einen Tag später publizierten Artikel von Hugo Stamm und einen älteren Artikel von Valentin Abgottspon verweisen.

2 Antworten auf Rede an der Museumsnacht Bern 2018

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